Fährmannslied
Hey Fährmann, bring’ mich rüber! Komm’, mach’ die Leinen los.
Hey Fährmann es wird Zeit, lass mich auf dein Floß.
Meine müden schweren Glieder leg’ ich hier am Ufer ab,
damit ich dann dort drüben, nicht so viel zu schleppen hab’.
Meiner Liebsten in Gedanken geb’ ich einen leisen Kuss
und sende ihr voll Liebe einen letzten Abschiedsgruß.
Ich hoffe, sie versteht es, dass ich auf die Reise geh’.
Hey Fährmann heb’ den Anker und stech’ endlich in See.
Ich schick ihr eine weiße Taube, mit einem kurzen Brief,
weil es nicht ihre Schuld war, dass ich von ihr lief.
Und wenn in vielen Jahren ihre Zeit gekommen ist,
werden wir uns wieder finden, das weiß ich ganz gewiss.
Hey Fährmann bring’ mich rüber. Komm’, mach’ die Leinen los.
Schau mir nicht in die Augen, weil ich sonst weinen muss.
Meine Ängste, meine Sorgen lege ich nun ab,
damit ich am neuen Ufer nicht so viel zu tragen hab’.
Sag’ mir, werden Blumen blühen, wie im alten Land?
Werden frei die Vögel fliegen, liegen Muscheln dort im Sand?
Hey Fährmann find ich Freunde, wie ich sie einst besaß?
Und kann ich friedlich schlafen in sattem grünem Gras?
Meinen Gedanken, meinem Körper sage ich Ade.
Denn in meinem neuen Leben tut mir endlich nichts mehr weh.
Viele Kämpfe, tausend Wunden. Regen, Schnee und Sonnenschein.
All das hab’ ich hier gefunden. Wird es dort drüben auch so sein?
Ach Fährmann, sag’, erzähl’ mir, weshalb wir Menschen rastlos sind.
Komm Fährmann, setz’ die Segel, vielleicht weiß es ja der Wind.
Hey Fährmann bring’ mich rüber in die neue Zeit.
Hey Fährmann, heb’ den Anker – ich bin bereit.
Los Fährmann, geh’ ans Ruder, bring’ uns in den Wind.
Hey Käptn, setz’ die Segel, bevor der neue Tag beginnt.
Hey Fährmann, sieh dort drüben leuchtet schon das Morgenrot.
Ich hab’ da noch ne Party mit meinem Freund, Gevatter Tod.
© Andreas Franke